Domois und heutzudogs
Anstelle eines Vorwortes —Damals und Heute
eine ebenso allfällige wie augenfällige Gegenüberstellung
Dr. Martin Luther hat sich neben der Bibelübersetzung auch mit der Bearbeitung antiker Fabeln beschäftigt. Eine davon klingt folgendermaßen:
Vom Kranich und Wolffe – eine Orginal-Luther-Fabelbearbeitung
Da der Wolf eins mals ein Schaf geiziglich fras/ blieb im ein Bein im Halse uber Zwerch stecken / davon er grosse Not und Angst hatte / Und erbot sich gros Lohn und Geschenk zu geben/ wer im hülfe. Da kam der Kranich/ und sties seinen langen Kragen dem Wolf in dem Rachen/ und zog das Bein heraus. Da er aber das verheissen Lohn foddert / sprach der Wolff/ Wiltu noch Lohn haben / Dancke du Gott / das ich dir den Hals nicht abgebissen habe/ du solltest mir schenken / das du lebendig aus meinem Rachen komen bist.
Und Luther liefert gleich die Moral mit: Diese Fabel zeigt: Wer den Leuten in der Welt wil wol thun, der mus sich erwegen Undank zu verdienen/ die Welt lohnet nicht anders/ denn mit Undank/ wie man spricht. Wer einen vom Galgen erlöset/Dem hilfft derselbige gern dran.
So war des oiso domois. Nur, scho rein logisch betrachtet, funktioniert des neda. Und a ganza Hauffa andane Gründe gibts warum se des heid ziemli vaschiedn obspuin daad. Und des klingt nacha aso:
Da Woif und da Kranich
Hod si doch letztens so a Woif total übanomma! Hod a sei Lampe dermaßen gierig obagschlunga, dass eahm a Boandl im Hois stecka bliem is.
„Kreizkruzinäsn“, denkt a si, weis eahm ordentlich de Luft obdruckd, „mei Lage war aa scho moi komfortabler. Und no dazua hobs i mia säiba eibrockd. As Schicksoi is doch ofd wos ungerechds!“
Und er jault mim Rest vo seina Lungakraft aufs grode woi a bor schiaffe Töne aussi. Fliagt a Kranich daher, hockd se nieda und frogd:
„Du hosd aa scho moi bessa gsunga. Fäid da wos?“
„Ja, komma so song“, moand da Woif, ‚„i hob an Knocha vaschluckd, dea wo ma jetzad im Hois steckd. Kunndadsd du do wos macha?“
„Guad, i schaug amoi wos gähd. Sparr moi as Mei auf!“ schaffd da Kranich o, „nacha ziag i dia dei gstarrign Speisrest wieda aussa“.
Und genau aso is gscheng. Und wias nacha olle zwoa des leidige Boandl so oschaung und ins sinniern kemma, frogd da Woif: „Sog amoi, Herr Adibar, wuisd du gor koan Dank neda?“
„Ja mei, woasd, dei Ururvohrfahrin im antiken Griechenland war in a ganz ähnlichn Lage; oiso kurz vorm Varrecka. Und de hod ois an Dank gfrozelt und sogd: `Sei froh, Herr Kranich, dassd no lebst, wei i häd da voher die Käi obbeißn kenna´.
So, ois obs in dem Foi ned zusätzlich zu ihram Boandl no an Schnobe vom Kranich im Hois stecka ghabd häd, und kaum a Wocha übalebd häd. Anstelle von ara Dankbarkeit hods a no saubläd dahergredt.
Und da ganz da anda, dems gleiche bassiert is, deim Ururgroßahnherr, dea hod dem Kranich a Königreich vasprocha, boi ea eahm huiffd, wos eahm ned amoi säiba ghead hod. Nix wars demnoch mid Lohn und Dank. Olle zwoa Gschichdn sand ganz schee oaseidad ausganga, und da Kranich war der Gelacktmeierte.
Aba bei mia iss a so: Wanni ebban häiffa wui, dann aus aram Midgfui raus, a Art Empathie. Und wenn neda, nacha lass is hoid bleim. Aba wann is dua, dann is mei Lohn as guade Gfui, dass i jemand häiffa kenna hob. Und do drauf ko i nacha stoiz sei. Und ohmdrei bin i sicha, dass as Schicksoi oiss ausgleichd – irgendwann. Und wann i säim amoi a Huiff brauch, nache werd i glei ebban findn. Genau a so, wiasd du mid Sichaheid a Gelegnheid findn weasd, wosd ebban andan ois an Ausgleich häiffa kunnsd, und des muass ned i säiba sei. Woasdas, as Schicksoi gähd umd Wäid. Vielleichd wars aba andasrum, und du hosd mia frühara moi ghoiffa, und du hosd as bloss vagessn, und jetzad hob i des ausglicha. Des war dann der Dank meinerseits.“
„Häi, du bisd ja a richtiga Philosoph und Philanthrop“, fahrds ausm Woif aussi, „vo dia komma ja echd wos leana.“
„Ja genau“, erwidert da Kranich, „ aba aa i ko vo dia wos leana, nämli: Wos bassiern ko, wann ma ned in seina Middn is und ohne a inneren Beteiligung, ohne a Mindestmaß an Achtsamkeit handelt. Wann ma ohne Herz und Vastand zum Beispui sein Froß obaschlingd, oda irgand a andane Arwad machd.. Und ohmdrei no ohne Dankbarkeit. As Schicksoi wui uns, oiso dia und mia, nua an Wink gehm, wo s no happerd. Zum Beispui, dass ma a wengerl mehra bewusst leem soiddadn. Sei in am jädn Moment mid Herz und Säi dabei. Nacha bassiern vui weniga Unfälle . Und mia dadn schnella gspanna, wanns wos bsundas scheens zum Daleem gibd. Dadn unsa Herz ganz weid aufmacha und uns dro gfrein.“