Das gereimte Alter

Alter

Gedicht anlässlich  Jörgs Geburtstag,
gehalten am 24.Juni 2008 am Starnberger See

Kürzlich tagten betagte Uniprofessoren.
Man einigte sich schnell, dass jeder Mensch einst ward geboren.
Nur mit dem Altern hatte so seine Tücken:

Die Soziologien sprachen von sehr großen ….. . . . . . Lücken

Das konnte die Historiker gar nicht enzücken:
„Dank großartiger archäologischer Leistungen ist es uns gelungen
aufs genauseste zu belegen, was uns die Alten sungen“.

„Genau, genau,“ applaudieten die Musiker im Chor,
„Gesang und Spiel bringt nur das Beste im Menschen hervor.
Alter ist für uns gar keine Frage:
Mit Musik bleibst jung und fit all deine Tage.
Auch gab es viele Meister verschiedenster Klassen,
die haben -unsterblich- jedes Alter hinter sich gelassen.“

Am wenigsten hatten die Theologen ein Problem:
„Wieso? Papst mit 90 – ist doch angenehm!
Da brauchen wir uns – Gott bewahre – nicht zu fürchten
vor irgendwelchen Änderungen in den alten Kirchten.“

„Nun ja“, es hatten sich auch Wirtschaftwissenschaftler eingeschmuggelt:
„Alt ist doch, wer weder konsumiert noch buckelt“.

Dem widersprachen einige Psychologen – etwas unterkühlt –
„Man ist so alt wie man sich fühlt“.

Das rief nun die stolzen Mathematiker auf den Plan:
„Die Einführung einer subjektiven Kommponente, Mann,
in ein objektivers Regelsystem von wissenschaflticher Präzision
ist völlig untauglich gemäß dem Lehrsatz von Einsteins Sohn!“

So stritt man sich in den gelehrten Kreisen,
das Treffen drohte ernsthaft zu entgleisen.

Da kam ein Vermittlungsvorschlag von den Internesten;
sie gaben letzte Forschungsergebnisse zum Besten:
„Der Mensch ist so alt wie der Zustand seiner inneren Gefäße!“
„Ooch nööö“ murrten alle andern, „der Mensch ist doch keine Schweizer Käse“.

Und man beschloss mangels Konsens, jedoch mit größerem Unbehagen,
das Thema aufs nächste Jahrhundert zu vertagen.
Wer da noch lebte von den Griesgram-Alten,
der sollte dann samt seiner Theorie schön recht behalten.

Bei genauem Hinsehen erkannte man- etwas abseits zwar-
eine gesellige Riege außerhalb jeglicher Disputgefahr.
Da vergnügte sich eine muntre, laut schwatzende Schar.
Man sah sie beim Essen, Trinken und Genießen
wie sie kurzerhand das Alter Alter sein ließen.
Sie freuten schon deshalb, weil sie mal nicht streiten mussten.
Es war- wie leicht zu erraten- die Gilde der Jurusten.