Gottes (Un-?) Vollkommenheit

Über Gottes Vollkommenheit -oder: Leben wir in der besten oder der schlechtesten aller Welten?
Es sind immer wieder Geschichten im Umlauf, welche sich über die Befindlichkeiten von Gott Gedanken machen, z.B. ob er vollkommen ist. Dieser Ansatz erscheint mir ziemlich problematisch und zwar aus zwei Gründen:

1️⃣ Als Mensch von den Eigenheiten Gottes zu reden ist ziemlich vermessen, da es uns als beschränkten und offensichtlich nicht sehr weit fortgeschrittenen Wesen gar nicht zusteht, über einen allumfassenden Geist etwas zu formulieren. Jegliches Denken und Reden von Gott geschieht innerhalb unserer eigenen Begrenzungen, und jegliches Formulieren geht an der Sache vorbei, weil ja Gott auch das Unnennbare umfasst, das nur Gefühlte, das rein Existenzielle. Eine „Vollkommenheit“ wäre nur gedacht. Das wäre genauso, wie wenn sich ein Hund darüber Gedanken machen würde, was man so als Mensch empfindet. Das muss schief gehen. Von Gott kann man also nicht sagen, ob er vollkommen ist oder nicht vollkommen. Man kann nicht einmal sagen, mit welchem Wesen genau man zu tun hat. Oder kann mir da jemand seine Gestalt beschreiben? Man nur sagen: ER oder ES oder SIE      IST  .  .  . Punkt. Und ich kann es/ihn/sie nur insoweit erkennen als ich mich erkenne und wahrnehme und zu fühlen imstande bin .Das ist alles. Man kann bestenfalls annehmen, dass es dieses Wesen prinzipiell gut mit uns meint, insofern wir es als unseren Schöpfer und Baumeister definieren, der sich in und mit uns verwirklichen will.

2️⃣ Wenn wir relevante Aussagen aus der Bibel strapazieren wollen, so finden wir eine Aussage von Jesus, die recht eindeutig ist: „Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ Aha, wir sind im Konkreten noch nicht ganz, nicht vollkommen, sondern erst auf dem Weg dorthin. Oder um es im Sinn diverser Geschichten zu formulieren: Gott hat zwar die Vollkommenheit in uns angelegt, jedoch sind wir aufgefordert, diese Vollkommenheit erst selber  zu entdecken und uns ihrer zu erinnern, und dann in Freiwilligkeit zu leben. Die Vollkommenheit müssen wir uns in dem Sinn erarbeiten, die wurde uns nicht einfach so geschenkt. Freiwilligkeit bedeutet, wir können uns vorübergehend auch für die Beschränktheit entscheiden. Auf die Welt bezogen bedeutet das, wir sind sozusagen Co-Schöpfer, und wir dürfen ein wenig Gott spielen und selber kreativ werden und etwas schaffen, etwas erfinden, etwas produzieren und neu zusammensetzen. Das ist auch Arbeit.

3️⃣ Philosophisch lässt sich das Problem so umschreiben: Leben wir in der besten aller möglichen und denkbaren Welten, wie es z.B. Leibnitz sieht?

Dazu ein eigener Beitrag