In Dog we trust

In DOG we trust

Oder:  „Dies irae“ beim Sheriff

Nach den letzten Überfällen von Hunden auf Menschen muss man einmal ein gutes Wort für die Vierbeiner einlegen.

Doch beginnen wir die Geschichte von vorne. Ein Sheriff aus Pineas (Florida), bestellte sich einen Wandteppich für sein Office. Er wähnt sich als besonders guter Amerikaner und als überzeugter Christ. Als Schriftzug für besagten Teppich wählt er das abgenudelte Motto: „In God we trust“ (was ja auf der Rückseite jedes US-amerikanischen Geldscheins zu lesen ist). Zu seiner Verwunderung musste er aber nach der Lieferung bestürzt feststellen, dass dort geschrieben stand: „In Dog we trust“. Very funny. Dies ist natürlich eine Steilvorlage für jeden Verschwörungstheoretiker.

Meine Vermutungen bewegen sich in drei ganz andere Richtungen:

I. Da wäre zum einen anzunehmen, man wollte ganz einfach die Lesefähigkeiten des besagten Sheriffs testen! Ob er überhaupt bemerkt, dass da etwas nicht stimmt? Die Intelligenz dieses Berufsstandes ist offenbar in weniger hohem Ansehen.

II. Es handelte sich um einen simplen Faschingsscherz.

III. Am orginellsten finde ich folgende Erklärung: Der Teppichhersteller stammt aus Ägypten. Dann ist ihm geläufig (lt. Dokumentarfilme über die Religion im Alten Ägypten), dass das mit dem „DOG“ eine Anspielung auf den „Anubis“ ist. Dieser hat einen Hundekopf, wahlweise zu einem menschlichen oder einem tierischen Restkörper. Die Aufgaben dieses Hundegottes Anubis hatten zu tun mit dem Einbalsamieren des Toten, seiner glücklichen Überfahrt ins Jenseits – über den Fluss Eridanus- und einer zu bestehenden Seelenprüfung. Sozusagen „Dies irae“ (deutsch: Tag des Zornes) auf ägyptisch. Von diesem „Dies Irae“ gibt es in der klassischen Musik etliche dramatische Vertonungen, weil es Bestandteil jeder lateinschen Totenmesse ist. Und auf diesen großen Tag sollte sich jeder Mensch, sowohl Altägypter, als auch Christ, schon zu Lebzeiten vorbereiten.

Die Pharaonen wähnten sich sicher im Jenseits, indem sie sich das Recht auf eine Bestattung in den längst vorher erbauten Pyramiden vorbehielten. Mit dem Motto „In Dog we trust“ – auch in seinen Diensträumen – hätte also ein aufrechter Ägypter überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, er hielte den Besitzer für weise, vorausschauend, ergebnisorientiert und ethisch unbedenklich (denn mit Gräueltaten bestehst du die Lebensprüfung mit Sicherheit nicht!).  Schließlich wurde bei jedem Begräbnis auch ausführlich zu Anubis gebetet, schon allein um sich seines Wohlwollens zu versichern.

Also kurzum: Mit nur einem Minimum an Geschichts- und Religionsverständnis hätte der Sheriff seinen untypischen Wandbehang durchaus annehmen können. Und dann wär daraus doch ein ganzes Programm geworden, also etwa in dem Sinn, dass einen der Anubis ständig erinnert: Oh Mensch, führe ein anständiges Leben und bereite dich rechtzeitig auf den großen Tag vor!

Die Realität allerdings schaute ganz im Sinn von Vermutung I aus, nämlich dergestalt, dass es mit der Bildung und dem weitläufigen Denken diverser amerikanischer Sheriffs nicht so weit her ist. Da beißt sich sozusagen der Anubis/Hund in den eigenen Schwanz. Schade eigentlich. Der Teppich wurde versteigert.