Der mysteriöse Schuhschwund
Wochenlang waren die Häusle-Besitzer im Landkreis Landau ratlos: Kaum ließen sie ein zufällig draußen stehendes Paar Schuhe aus den Augen, schon fehlte am nächsten Morgen der linke Schuh. Jetzt fragte man sich: Wer konnte mit so einer Menge einzelner Schuhe überhaupt etwas anfangen? Auf Einbeinige kamen die wüstesten Verdächtigungen zu. Nur: Wie sollte ein Einbeiniger so findig sein, die Schuhe zu entdecken, sie über Zäune und Büsche zu schleppen und keine Spuren zu hinterlassen? Man vermutete gleichermaßen, dass irgend so ein ausgerissener Irrer am Werk sei, der in der Anstalt nur barfuß herumlaufen durfte. Die Sache wurde von Tag zu Tag mysteriöser. Selbst ausgebildetes Wachpersonal kam dem Dieb nicht auf die Schliche. Entnervte Bewohner machten sich gegenseitig die abstrusesten Vorwürfe. Ehemals friedliche Nachbarn wurden zu erbitterten Feinden.
Der zuständige Förster kam nach vier bangen Monaten mit der erlösenden Nachricht: Er hat die Schuhe allesamt gefunden, alle schön gestapelt und sortiert im Bau einer säugenden Jungfüchsin.
Ob ihr kalt in der Nacht war? Glaub ich nicht, denn die hat ein ausreichend dickes Fell. Aber vielleicht dachte sie sich, „Falls ich mal größer bin, passt mir unter Umständen das eine oder ander Paar“ . . . tja, man soll halt nie die Hoffnung aufgeben.
Oder sie wollte für ihre Jungen ein Art Schuh-Museum einrichten, nach dem Motto: Seht, und vor allem riecht, was sich die Spezies Mensch unten rum so alles antut!.
Um meinen Bruder Stefan zu beruhigen schrieb ich ihm, dass er es mit seiner Hündin Daido bedeutend leichter habe, weil die alles herumliegen lässt und nix versteckt. Sein Kommentar:„Habe mich sehr amüsiert. Daido hat übrigens gelernt, meine Schuhe in Ruhe zu lassen. Wir hatten darüber mal ein ernstes Gespräch. Sie nimmt jetzt nur Schuhe mit weiblichen Gerüchen.“