Nepal und seine Affen

Die nepalesischen Tempelaffen

Als ich in Nepal Urlaub machte bestieg ich einen hinduistischen Tempelberg. Auf den Stufen lungerten scharenweise Schimpansen herum, die es nur darauf abgesehen hatten, etwas von den Gläubigen zu ergattern. Die Pilger sind geradzu aufgefordert, zu spenden, und das sollen sie schon mal vorab bei den Affen beweisen. Und diese Viecher wurden richtig frech und aufdringlich, wenn man eine Gabe veweigerte. Sie kamen einem gefährlich nahe und bleckten mit den Zähnen, was nichts Gutes verhieß. Und Affen können kräftig zubeißen. Ich hielt sie mir mit Mühe vom Leibe und erklomm so schnell wie möglich die heiligen Stufen, denn im Heiligtum würden sie sich doch nicht so aufführen, dachte ich mindestens. 

Gut, oben angekommen ließ ich – wie üblich – die Glocke erklingen, damit die Gottheit jetzt weiß, dass ein neuer Besucher angekommen ist; denn schließlich ist man ja höflich und platzt nicht so dir nichts mir nichts ins Wohnzimmer von Shiva. Die Affen hielten das Signal für etwas warnendes und rückten mehr in den Hintergrund. Der Zugang ins Innere der Tempel ist unsereinem verwehrt, weil wir als Christen unrein sind und den Tempel entehren würden. Ich hätte sogar meine Schuhe vor dem Tempel gelassen, wie das alle taten, aber nicht einmal das genügte. Ich wurde zu leicht als Europäer, sprich Ungläubiger, identifiziert und fand keine Gnade beim Tempelwächter. Leicht enttäuscht drehte ich also die Außenrunde um die Tempel.  Ein indischer Jogi, der mich überraschend zu einem Tee einlud (- denn für ihn musste ich ja ebenso als Unreiner gelten-) veranlasste mich zu einem längeren Aufenthalt unter dem Vordach einer Holzhütte, aber das ist eine andere Geschichte. Gegenüber stand die majestätische, mindestens vier Meter hohe Statue von so einer mächtig erhabenen Hindu-Gottheit. Da – auf einmal bemerkte ich, wie die Affen diese Statue umfegten und darauf herumkraxelten (so würde man das Gebahren in Bayern nennen). Einer  jedoch schleppte da noch etwas mit sich herum. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich sein „Geschenk“ an den Gott: Es handelte sich um einen der Pilgerschuhe, die man ja vor dem Tempel abzugeben hat. Er deponierte denn auch das Schuhwerk folgerichtig direkt auf dem erhabenen Haupt des gleichmütig dreinblickenden Gottes, unerreichbar für jeden Menschen.
Ich weiß nicht wer mehr gelacht hat: Der Affentyp, weil ihm wieder so eine geniale Dummheit eingefallen ist, womit er die Pilger ärgern konnte,
oder der Gott, weil ihm eine kleine Abwechslung widerfahren ist, die jedoch seiner Majestät erheblich Abbruch getan hat,
oder ich selbst, weil ich sehen konnte, dass sich weder Gott noch Pilger gegen aufsässige Affen wehren können.

Letztlich war ich froh, nicht barfuß in den Tempel gegangen zu sein.