Florenz und die Decken

Florenz und die Decken
Florenz lebt von der Vergangenheit. Damit wir die Kenntnisse davon vertiefen und uns nicht die Decke auf den Kopf fällt besuchten wir die Renaissance-Stadt. Auf dem Besuchsplan stand auch „Santa Croce“, die weltweit größte Franziskaner -Kirche mit schöner Marmorverzierung an der Fassade. Innen findet sich eine einzigartige Ansammlung von Gräbern, angefangen von niemand geringerem als Rossini, Leonardo da Vinci, Alberti usw. bis hin zu Dante. Wobei man allerdings zugeben muss, dass drei dieser Gräber derzeit leer sind, weil die dazu gehörigen Gebeine woanders verstaut sind. Beim Dante zum Beispiel liegt es daran, dass sich der Senat von Florenz seinerzeit mit ihm verkracht hatte. Dante wechselte folglich in ein anderes Domizil über, wo er seinen Lebensabend verbrachte. In Florenz hoffte man – wenngleich vergeblich – dass wenigstens posthum die Schmach getilgt würde, wenn man ihm ein Ehrengrab errichtet.
Für den letzten Abend vor der Heimreise war in besagter Kirche ein Rezital angekündigt, was ich anzuhören beabsichtigte, weil ich damit den Eintritt sparen würde. Conny wollte ja auch unbedingt die ebenfalls berühmten Giotto-Gemälde in Augenschein nehmen, der ein paar Seitenkappellen mit seinen Malereien ausstaffierte (nur zur Erinnerung: Giotto gilt als einer der Erfinder der Perspektive in der Malerei). Nun stellt sich allerdings heraus, dass das Rezital vor der Kirch stattfand, und nicht in. Zudem bestand das Rehzital mehr aus italienischem Geschwätz über Franziskus, der genau am 4.Oktober seinen Jahrestag hatte, als mit Musik. Und selbst dieses mittelmäßige mittelalterliche Gedudel war eher etwas für spezielle Liebhaber und wenig geeignet, meine Musikbildung zu vertiefen. Schön, nach einer guten halben Stunde suchten wir also das Weite und traten leicht frustriert den Weg nach Hause an.
Wie es der Zufall wollte, lese ich letzte Woche in der Zeitung, dass genau in dieser Basilika ein Tourist zu Tode gekommen war, weil sich eine Kassette von der Decke gelöst hatte und ihm exakt auf den Kopf gefallen war.
Das fand ich sehr bemerkenswert! A, weil es also tatsächlich vorkommt, dass einem die Decke auf den Kopf fällt und das einen tödlichen Ausgang nehmen kann. B, weil wir genau diese Kirche verpasst hatten und C, weil damit wenigstens eines der leeren Gräber mit echtem Gebein bestückt werden könnte; in tausend Jahren fragt doch eh keiner danach, ob die Außenbeschriftung mit der Innenfüllung übereinstimmt. Ich mein, in Italien nehmen sie´s doch eh nicht so genau mit der Ettikettierung, oder?

Und man sollte für künftige Archäologen knifflige Fragestellungen erfinden, etwa wo der echte Dante war. Man muss die ja irgendwie beschäftigen. Aber die Leute ham halt keinen Humor.