Wilde Kutscherei durch Wien

Wilde Kutscherei durch Wien

Meideten die Drei Könige schon das Aufsitzen auf Kamel, so möchte man meinen, das Reisen per Pferd wäre demgegenüber gefahrlos. Weit gefehlt! Letztes Jahr in der Winterszeit wurden mitten in Wien Pferde plötzlich scheu und begannen ohne Kutscher, dafür aber mit Kutsche und darauf befindlichen Touristen, wild durch die Innenstadt zu preschen.

Das muss eine nette Aufregung gewesen sein, führerlos durch Wien auf einem unberechenbaren Gefährt; wäre ich gern bei gewesen. Die zwei Pferde, einmal an die Freiheit gewohnt, jagten eine ganze Weile so hin und her, bis man sie an einer roten Ampel wieder einfangen konnte; denn sie hatten ja gelernt, dass man bei rot stehen bleibt. Hätten sie ausnahmesweise nicht tun sollen. Denn so hat man sie problemlos eingefangen und ihrer frisch erlangten Freiheit beraubt. Ob die Touristen Schadenersatz oder Gefahrenzulage beantragten ist nicht bekannt, handelte es sich doch um Japaner. Und die haben vielleicht gedacht, die beschleunigte Fahrt stellt so etwas wie einen Extraservice dar, und warn froh, nicht extra dafür bezahlen zu müssen. Allerdings erfolgte die Spritzfahrt ohne obligatorische Erläuterungen des Gesehenen. Der ortskundige Stadtführer lässt ja keine Gelegenheit aus, sein Heimatwissen an die Leute zu bringen; und Pferde tun sich damit erfahrungsgemäß ziemlich schwer. Die haben zu tun, sich die Wege zu merken. Guad, de Schaponäsn hädden äh nix vastondn. Aber wären es Deutsche gewesen, hätten diese Ösis was erleben können, z.B. deutsches Verständnis von Paragrafen. Nun, wie immer, im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Kutscher blau war. Seitdem müssen sämtliche Wiener ohne Alkohol auskommen. Per Dekret. Ich meine nicht die Pferde, sondern die pferdeführenden Menschen. Das trifft einige jetzt ziemlich hart, insbesondere bei diesen Temperaturen.

Fazit: Immer wieder zwengs so Einzelne muss dann eine ganze Riege dafür büßen.