Vier Beispiele inter-tierischer Zusammenarbeit

Inter-tierische Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit unter uns Menschen bereitet oft erhebliche Schwierigkeiten und leidet unter dem allgemeinen Egoismus. Ein kleiner Blick in die Tierwelt beweist, dass alles viel einfacher sein kann. Dazu vier Beispiele

A, Jüngst kamen in einem südkoreanischen Zoo „Ligers“ auf die Welt; das ist eine Mischung aus Löwe und Tiger. Ich kann mir recht gut vorstellen, wie das vor sich ging. Da beide seit Jahren im gleichen Gehege untergebracht waren, hat einer zum anderen gesagt: Nun, jetzt wo wir uns schon so lang kennen, aneinander gewöhnt haben und gut miteinander auskommen, können wir ´s doch zusammen probieren. Die Welt-Zoo-Organsaition hat aber die Koproduktion nicht so gut geheißen und den dortigen Zoodirektor zu 1600.-EUR Strafe sowie Trennung der Großkatzen verurteil, weils gegen die Zoo-Ordnung verstößt. Wie humorlos! Der wehrte sich vergeblich und meinte nur, bislang sei doch auch nichts passiert…

B, Was nun unter Katzen funktioniert, geht auch unter Canis-Arten. In den USA haben sich nämlich Kojoten erfolgreich mit Wölfen gepaart, und die Nachkommen haben Eigenschaften von beiden übernommen. Sie sind allesfressende, menschenverachtende Wesen, die nur unter dem Druck des Hungers vom gelernten Verhalten abweichen. So beobachtete man in Wyoming, wie ein Cojwolf ( oder wie man diese Rasse nennen soll) mit einem Dachs zusammenarbeitete, um an die begehrten Erdhörnchen zu kommen (zur Erinnerung: Im Gegensatz zum Nusshörnchen sind das die Dinger, wo nicht mit Schokolade überzogen sind, aber dafür quieken sie, wenn man drauf drückt). Jeder für sich hätte bei weitem nicht den gleichen Erfolg. Während nämlich der Dachs kräftig an einem Loch herum buddelt und mords Radau macht, wartet der Kojwolf am anderen Ende um die leichte Beute in Empfang zu nehmen. Sodann gibt es drei Möglichkeiten: a, Der Wolf frisst das Erdhörnchen gleich auf. Oder b, er überlässt dem Dachs den Vortritt (gelegentliche Höflichkeit steigert ja bekanntlich die Freundschaft). Oder c, er frisst im Übereifer gleich den Dachs mit auf. Das wäre dann der seltene Fall eines kulinarisch bedingten Freundschaftsverlustes. Wenn du also vor Wut wieder mal deinen Richt*In oder Anwalt*In auffressen möchtest, dann überleg dir ob du seine Freundschaft noch brauchst, um am anderen Ende das Baus einen Kumpel zu haben, der sich aufs Krachmachen versteht. Wenn nicht, dann knurre anständig und zeige die Zähne, damit er weiß was ihm bevorsteht (zur Wahrung der Form, damit du nicht nachher in die Bredouille gerätst) und lass ihm/ihr auch ein wenig Zeit, letzte Korrekturen am Testament vorzunehmen. Sonst fühlen sich die Erben womöglich übervorteilt.
C, Ein anderes Exemplar dieser Neowolfs-Gattung spazierte in Chicago unbehelligt am helllichten Tag in ein Geschäft mit belegten Semmeln. Das ist bereits eine Leistung, denn die sind normalerweise eher dämmerungsaktive Tiere. Hinter der Theke versuchte er an die Paste für den Aufstrich zu gelangen, jedoch misslang ihm das. Völlig frustriert legte er sich dann einfach in die Kühltruhe mit den Getränkedosen, nach dem Motto: Wenn ihr mir schon nichts zu essen gebt, dann kriegt ihr auch nichts zu trinken. Basta. Die Geschichte ging aber nicht gut aus, denn die Leute verließen vorsichtig den Laden – nicht ohne noch mit dem Handy schaurige Erinnerungsfotos zu schießen – und überließén es den herbei gerufenen Cops, den Wolf zum Verlassen des Lokals zu überreden.

Also ich würde sagen, dieses Modell eignet sich nicht zur Nachahmung, denn wenns dir stinkt und du liegst beim Richter in seiner Kühltruhe, so kann zwar die Wut abkühlen (ist ja schon was), aber ob er dir deswegen „zu essen“ (also Recht) gibt ist doch eher fraglich.

Letztes Beispiel: Auf einer Weide mit Galloway-Rindern bei Göttingen suchte plötzlich ein Wildschwein-Ferkel Anschluss. Laut Auskunft des Rinderhalters Bodo wurde es von der aus 14 Alttieren und und 12 Kälbern bestehenden Herde als vollwertiges Mitglied akzeptiert, allerdings erst nach einigem Zögern.

Der Grund für das Zögern liegt aber doch auf der Hand: Da sich diese Adoption in Deutschland ereignete, musste ja zuvor geklärt werden, ob die Muttersau noch das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte oder sogar das ganze Sorgerecht, und ob eventuell ein Eber als Vater für Unterhaltszahlungen verantwortlich gemacht werden könne. Die Vaterschaftstests laufen natürlich noch, und deswegen ist die Adoption noch vorläufig. Freddy, so heißt das Ferkelchen, frisst inzwischen auch Gras wie seine Vorbilder, versucht sich am Euter diverser Mutterkühe und – man beachte den Anpassungswillen! – versucht gelegentlich sogar, das Muhen der Kühe nachzuahmen. Zur vollen Integration gehört eben auch eigene Leistung. Das hört sich bestimmt recht lustig an. Man darf gespannt sein, wann es drauf kommt, dass in seinen Genen eigentlich das Grunzen und das Umpflügen von Viehweiden vorgesehen ist. Bestimmt finden das dann die Kühe nicht mehr so lustig. Sie müssten denn der Sau Tischmanieren beibringen und darauf beharren, dass das Essen auf, und nicht unter der Oberfläche aufzunehmen ist.  Hält sich das Schwein nicht daran und wird wieder ausgegliedert, wäre das der seltene Fall eines genetisch bedingten Freundschaftsverlustes.
In diesem Sinn wünsch ich allen Lesern ein unbehelligtes, tiefkühlfreies Einschreiten bei vollem Erhalt der Freundschaften!
Euer AHP (Animal-History-Producer)