Dramatische Katzenrettung

Dramatische Katzenrettung und Selbstversuch

Letztes Jahr um Fasching verschwand unsere Mimi. Es folgte eine Woche Regen und Schnee. Wir haben uns dann doch noch einmal auf die Suche gemacht, sind den Park abgegangen und haben gerufen. Dann ein Miauen.. Das schlotternde Tier saß in ca. 16 m Höhe auf einer Tanne. Unmöglich für einen Laien hinaufzuklettern, denn die Zweige fingen erst in ca. 10 m Höhe an.  Versuche, ihn mit Tennisbällen abzuschießen (blöde Idee !?!) oder mit Futter zu locken, dass er auf nebenstehenden Baum springt, auf dem sichs leichter runterklettern läßt, scheiterten.

Dann kam die Feuerwehr. Seitdem haben sich meine Gebete zum Heiligen Florian um vieles intensiviert, denn es ist immer ein Segen, wenn man sie nicht benötigt. . . Ein besonders talentierter Feuerwehrmann trieb die Katze auf 20m Höhe, unerreichbar für alle gängigen Schiebeleitern. Für den Einsatz einer Drehleiter mit Spezialkran hätte man das Holz drumherum auf Rasenniveau bringen müssen. Jeder, der die Verordnungen der Stadt kennt, weiß darüber Bescheid, dass es für das Schneiden eines Laubbaumes von mehr als 20 cm Umfang zuvor eine Genehmigung der Bezirksverwaltung braucht, wenn es legal zugehen soll. Und es waren viele Bäume. Auch über die Kosten einer derartigen Veranstaltung habe ich nur eine sehr ungefähre Vorstellung. Der Einsatzleiter meinte dann, die Katze würde schon irgendwie runterkommen. Klar, bei Toten wirkt die Schwerkraft besonders ungebremst. In den darauf folgenden Tagen pilgerte ich mehrmals am Tag zu dem Baum, Mimi miaute verzweifelt. Mein Neffe erfuhr über Umwegen von einem Baumpfleger. Der machte sich dann mit Steigeisen auf die 20 Meter Baum, nahm einen völlig entkräfteten Kater auf die Schultern und brachte ihn heil herunter. Kosten: ein Steifftier (klar: eine Katze) für seine kleine Tochter! Mimi schlief nach einer Aufbauspritze 48 Stunden durch.  Merkwürdig: Seither meidet sie Bäume.

In späteren Jahren verbesserte sie ihre Jagdtechnik. Wozu man sagen muss, dass es diese Haustiere nicht eben leicht haben, weil sie sich alles selbst beibringen müssen, nachdem man sie viel zu früh von der Mutter wegnimmt.

Auf der winterlichen Fensterbank sitzend beobachtete Mimi, wie sich im davor befindlichen Garten die Vögel das Futter aus dem Vogelhäuschen holten. Mit triefendem Maul berechnete sie a, die Menge der Vögel, die durchschnittlich pro Stunde angerauscht kommen, und b, welchen Aufwand es bräuchte, sich deren habhaft zu werden.

Nach zwei Tagen reiflichen Überlegens kam sie zum Entschluss, den Vögeln direkt im Vogel-Haus aufzulauern. Sie machte sie sich also auf den Weg ins Freie, sprang mit einem Satz direkt in das Häuschen und hatte gerade noch so genügend Platz darin. Allerdings übersah sie eine Kleinigkeit: der Schwanz hing hinten heraus, welcher sich nicht ordnungsgemäß im Haus verstauen ließ. Nun, und um das Bild zu vervollständigen, streckte sie vorne den Kopf heraus, um den anfliegenden Vögeln einen sicheren Landplatz im Maul – und letztlich im Jenseits- anzubieten. Der Haken an der Geschichte lässt sich schon ahnen: Es ließ sich kein einziger Vogel anlocken. Im Gegenteil: Sie wunderten sich, dass jetzt schon Katzen auf Vogelfutter umsteigen. Wahrscheinlich, so dachten sie, bekommen die bedauernswerten  Tiere zu wenig bei Menschen.

Stimmt aber nicht. Unsere Mimi wurde fürstlich versorgt. Und wenn es Fisch gab, dann schlabberte sie regelmäßig so viel in sich hinein, dass sie -mit dem Bauch am Boden – kaum mehr den Sprung aufs Sofa schaffte, ganz zu schweigen von einem Aufenthalt im Vogelhäuschen. Es kam aber auch schon mal vor, dass sich unmittelbar nach der üppigen Mahlzeit übergeben musste. Halt wie bei den alten Römern. Wir hatten zu tun, dass sich dieses Ereignis in der freien Natur und nicht innerhalb der Wohnung abspielte.

Fazit: Zu wenig Futter ist genauso blöd wie zu viel.